Wo erwischt man die größten Wellen? Wo tummeln sich nur die Touristen? Der RRD-Chef Roberto Ricci kennt sich in Kapstadt bestens aus und verrät, welche Spots sich lohnen - und welche man besser meidet.

Mother City: Pilgerstätte für Kiter aus der ganzen Welt

Egal ob Profi oder Amateur – wer dazugehören will, muss einmal die Magie Kapstadts erlebt haben. Hier schlägt das Herz der weltweiten Kite-Szene am lautesten. Den Herzschlag gibt der „Cape Doctor“ vor. So nennen Locals den zwischen September und März zuverlässigen Fallwind, der vom Tafelberg kommend durch die Stadt fegt und ihre unzähligen Kite-Spots belüftet. Wind und Wellen bietet Kapstadt im Überfluss. Die eigentliche Herausforderung ist es, den perfekten Kitespot zu finden, der zu den gerade vorherrschenden Bedinungen passt. Und die hängen extrem von Windstärke und Windrichtung, genau wie vom anrollenden Swell ab. Zwischen epischen und ekligen Kite-Sessions liegen manchmal nur ein paar Minuten Autofahrt. Doch wer keine Ahnung hat, schrubbt in ein wenigen Wochen Kapstadt-Urlaub unzählige Kilometer auf seine Mietkarre. Das gilt umso mehr, wenn man zum Wave-Kiten angereist ist. Wer die Bedingungen richtig einschätzen kann, hat entweder sehr viel Zeit in der Kap-Region verbracht oder zählt zu den erfahrensten Kitern dieses Planeten. Oder beides. Genau so einer ist Roberto Ricci. Der RRD-Chef ist nicht nur ein begnadeter Kiter und Windsurfer, er hat Kapstadt zu seinem Winter-Wohnsitz auserkoren und sich ein überaus wohnliches Domizil eingerichtet. Mit seinem Team testet er dort neue Boards und Kites, produziert Videos und Fotoshootings und verbringt so viel Zeit auf dem Wasser, wie es für einen Unternehmer seines Formats möglich ist.

Roberto Ricci
Foto: Samuel Tome

Spots für Normalos

„Der beste Jedermann-Wavespot in meinen Augen ist Kamers, ein kleines Stück downwind von Big Bay gelegen. Diese Ecke eignet sich ideal, um erste Erfahrungen mit richtigen Wellen zu machen. Man kann man sich dort gut herantasten, wie man eine richtige Welle abreitet, also eine sauber laufende Welle mit einem offenen Face. Von da kann man ebenfalls einen sehr langen Downwinder bis zum nächsten Strand fahren. Ganz gut funktioniert dafür auch Table View, aber der Swell ist hier etwas chaotischer. Hier kiten viele mit Twintips, weniger mit Surfboards. Eine dritte Option für Einsteiger ist Sunset. Man muss allerdings dazu sagen, dass man dort häufiger mit Shorebreak zu kämpfen hat.“

Foto: Samuel Tome / Rider: Ralph Boelen

Spots für die richtigen Big Days

„In Kapstadt gibt es unendliche Möglichkeiten, um wirklich große Wellen zu erleben. Die besten Chancen auf fetten Swell hat man in Witsands. Dort rollen mächtige Wellen herein, aber einfach ist das Kiten hier nicht. Denn es kann ziemlich choppy werden, wenn man zwischen Witsands und Misty Cliffs aufs Wasser geht. An Big Days ist hier Vorsicht geboten. Gleichzeitig ist es aufgrund der Windrichtung und der Form der Bucht aber auch einer der sichersten Spots, um Wellen dieser Größe auszukosten. Eine weitere gute Adresse für großen Swell ist Haakgat, etwas nörlich von Big Bay gelegen. Dort ist meistens sehr viel los und auf dem Wasser kann es eng werden. Haakgat ist eher etwas für die wirklich guten Kiter. Dafür laufen hier unfassbar saubere Wellen. Der Einstieg ist nicht einfach, denn der Wind kommt meistens sehr böig herein. Wer damit nicht umgehen kann, wird ein paar Probleme bekommen. Wenn Haakgat läuft, bekommt man aber meistens in der gesamten Bucht von Sunset Beach bis hinauf in den Norden gute Wellen. Dann können auch weniger Wave-versierte Kiter von Big Bay bis Haakgat einen schier endlosen Downwinder machen und jede Welle richtig auskosten.“

Foto: Samuel Tome / Rider: Roberto Ricci

Spots für Foto-Jäger

„Wenn man in Kapstadt Fotos schießen möchte, hängt es sehr davon ab, was man vor die Linse bekommen will. Diese wunderbaren Wasserfarben, die man aus Magazinen kennt, findet man eher auf der Seite von Witsands. Das Wasser ist dort sehr klar. Außerdem kommt der Wind meistens auflandiger, was das Kiten dort sicherer macht. Sunset, direkt unterhalb der Stadt, ist ebenfalls toll zum Fotografieren. Dort ist das Wasser sauberer als in Big Bay oder Kamers und die Wellen brechen näher an der Küste. Das macht es einfacher, wenn man vom Strand aus Close-Up-Aufnahmen schießen möchte. Mit einem 200- bis 400-Millimeter-Objektiv kann man hier schon viel ausrichten.“

Foto: Samuel Tome / Rider: Carl Feirrera

Spots zum Chillen

„Die beste Chill-Out-Location nach der Kite-Session ist für mich auf jeden Fall Big Bay. Direkt um die Ecke von unserem RRD-Shop gibt es gemütliche Cafés, wo man sich einen Snack und einen guten Kaffee gönnen kann und viele Restaurants und Bars, in denen sich abends die Szene trifft. Viele Kiter kommen hier schon vor der Session vorbei, um morgens zu checken, welche Spots für den Tag am besten funktionieren.“

Foto: Samuel Tome / Rider: Kari Schibevaag

Die Touristen-Spots

„Viele Touristen sieht man in Table View auf dem Wasser. Der Spot ist, wie ich finde, ein wenig überbewertet. Klar – wenn man Twintip fahren möchte, ist es dort nicht schlecht. Hin und wieder bekommt man dort auch brauchbare Wellen, sodass man erste Versuche auf dem Waveboard wagen kann oder kürzere Downwinder fährt. Aber hier ist es immer sehr voll. Wenn man Menschenmassen meiden will, sollte man andere Strände aufsuchen. Natürlich ist Table View nicht ausschließlich etwas für unwissende Touristen. Wir hatten dort auch schon die ein oder andere überragende Session, aber das hängt sehr von den Bedingungen ab.“

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