In Australien und den USA wurden letztes Jahr mehrere Menschen durch Hai-Angriffe verletzt, teilweise schwer oder tödlich. Man könnte meinen, die Raubfische attackieren Menschen mehr denn je - dabei ist das Gegenteil der Fall.

Hai im Wasser
Foto: George Desipris

Die Zahl der Hai-Angriffe auf Menschen ist im letzen Jahr stark gesunken. Das geht aus einem Bericht des Florida Program for Shark Research (FPSR) hervor. Demanch gab es 2018 weltweit 66 nicht-provozierte Angriffe – 26% weniger als im 5-Jahres-Durchschnitt von 84. Besonders an der US-Ostküste kam es zu deutlich weniger Mensch-Hai-Zwischenfällen: Sowohl Florida als auch in Volusia County, den beiden weltweiten Hai-Hotspots, sank die Zahl der Verletzungen durch Haie auffällig. Haben die Haie dort mittlerweile Angst vor Menschen – oder sind die Menschen inm der Region wachsamer geworden? „Nein“, erklärt Dr. Gavin Naylor, Leiter des Florida Program for Shark Research. „Die Schwarzspitzenhaie, die an der Ostküste der USA ansässig sind, waren im letzen Jahr zerstreuter als normalerweise“. Es könne aber auch ein Hinweis darauf sein, dass die Population der Haie in der Region zurückgehen, so der Meeresbiologe.

Surfer sind immer noch besonders gefährdet

Surfer sind im Schnitt in 53% aller Angriffe verwickelt, „da sie einfach mehr Zeit im Wasser verbringen als andere Personen“, so Naylor. Entgegen der landläufigen Meinung verwechseln die Tiere Surfer übrigens weder mit Robben oder Sehhunden, noch halten sie gezielt Ausschau nach menschlicher Beute. „Paddelnde Surfer verursachen durch ihre Bewegungen Lichtreflexe im Wasser, die Fischschwärmen ähneln – und die stehen auf der Speisekarte von Haien ganz oben“. Ihr schlechtes Image als blutrünstige Bestien verdanken Haie tatsächlich nur unserer eigenen Angst. Und natürlich dem Wissen, dass wir im Meer eigentlich nur Touristen sind. „Menschen haben Angst vor Dingen, über die sie keine Kontrolle haben. Und im Meer haben wir nicht die gleichen Fähigkeiten wie an Land.“, meint Naylor dazu.

Hai-Angriffe auf Menschen 2018 (Quelle: FPSR)

Wie geht man Hai-Angriffen am besten aus dem Weg?

Schwimmer, Surfer oder Schnorchler sollten laut dem FPSR ein paar Faustregeln beherzigen, die das Risiko eines Hai-Angriffes deutlich verringern. Hier die wichtigsten:

1. Keine Alleingänge: Haie greifen Menschengruppen deutlich seltener an als Personen, die alleine unterwegs sind
2. In Küstennähe bleiben: je weiter Surfer sich vom Land weg bewegen, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, im Notfall von Coast Guards oder Rescue Boats gesehen zu werden
3. Dunkelheit meiden: nachts, in der Dämmerung und kurz vor Sonnenaufgang sind Haie am aktivsten
4. Nicht mit offenen Wunden ins Wasser: Haie riechen Blut über lange Distanzen
5. Schmuck abnehmen: Ketten, Ringe und Co. können unter Wasser wie glänzende Fische aussehen
6. Verschmutze Gewässer meiden: Abfall zieht oft kleine Fische an, die wiederum Haie auf den Plan rufen
7. Vorsicht rund um Sandbänke und steile drop-offs: Haie halten sich hier genau so gerne auf wie wir.
8. Keine knalligen Farben tragen: Haie erkennen Farbkontraste im Wasser besonders gut – vor allem im trüben.
9. Auf Delfine und Schweinswale achten: Im Gegensatz zur allgemeinen Annahme halten diese Fische Haie nicht fern.
10. Falls es zu einem Hai-Angriff kommt: Mache was Du kannst, um Dich aus der Situation zu befreien. Hierfür gibt es leider kein Patentrezept. Man weiß mittlerweile allerdings, dass alle, was die Raubfische irritiert, zielführend sein kann – z.B. unter Wasser schreien, Luftblasen verursachen, oder sich tot stellen. Wissenschaftlich belegt ist dies jedoch nicht.

Übrigens dokumentiert das PFSR Hai-Angriffe seit 1900 und hat eine interaktive Karte dazu veröffentlicht: International Shark Attack File