Ob das „Shot“ auf der Base als Synonym für das Höllentempo des Misfit gedacht ist? Es wäre auf jeden Fall berechtigt.

Das Slingshot Misfit 2020 im Freeride-Test

Slingshot hat seine Twintip-Range 2020 ziemlich überarbeitet. Das gilt auch für den Free­rider Misfit: Outline, Tip-Profil – alles neu. Damit will Slingshot den Wasserwiderstand beim Gleiten und die Bildung von Spritzwasser reduzieren. Außerdem soll das Board so fehlerverzeihender bei unsauberen Landungen sein. Geblieben sind ihm die halb transparenten Einsätze aus Koroyd an den Tips.

Konstruktion: Das Misfit ist um einen vertikal laminierten Holzkern aus Paulownia aufgebaut, der im Bereich der Tips ausgespart und durch die erwähnten Koroyd-Panels ersetzt wird. Der Bereich um die Inserts wur­de mit Carbon verstärkt. Die Bodenkurve folgt einer harmonischen, relativ flachen Rocker-­Linie. Channels an den Tips sollen das Wasser unterm Board beschleunigen und besser ableiten, um das Tempo zu erhöhen. Wir haben das Misfit mit der 2020er-Dually-Bindung getestet, die nach wie vor eine der straffesten Bindungen im Vergleich ist und den folgenden Fahreindruck noch ein wenig verstärkt. Praktisch: Die Pads können in beide Rich­tun­gen montiert werden. Dadurch kann man beide Kanten gleichmäßig abnutzen.

Fahrverhalten: „Skateboard“, „Kanonen­ku­gel“, „Rennsemmel“ – unsere Tester notierten so einige bezeichnende Synonyme für das Mis­fit. Mit gerade mal 137 Zentimetern Länge springt das Misfit an wie von der Hummel gestochen. Es ist eines der schnellsten Boards im Test und gleitet – trotz der relativ geringen Fläche – mühelos durch Wind­lö­cher. Dabei fühlt es sich straff und skate-­ähn­lich an. Gewöhnungsbedürftig ist der enge Stance. Große Fahrer vermissen nach außen weitere Montage-Optionen. Das Skate-Feeling des Misfit schlägt sich auch in der Laufruhe nieder. Es schlägt nicht, doch man spürt die Wellen deutlicher als bei den gedämpften Komfort-Freeridern. Im Kabbel erlaubt es sich minimale Spurabweichungen, kommt aber trotzdem fast immer von allein wieder in die gewünschte Laufbahn zurück. Das Board wirkt insgesamt enorm straff und agil. Dabei ist es relativ loose abgestimmt, wenn auch nicht so loose wie das Legacy. Das Misfit verlangt etwas Führung, ist aber ansonsten relativ anspruchslos, was das technische Können des Piloten anbelangt. Spritzwasser konnten unsere Tester nicht feststellen.

Höhelaufen: Tempo allein ist nicht alles, das gilt insbesondere fürs Höhelaufen. Denn der effizienteste Amwindkurs ist nicht der schnellste. Das Misfit sortiert sich solide im Mittelfeld bei den Amwind-Leistungen ein. Die meisten anderen Boards bringen ein paar Zentimeter Boardkante mehr ins Wasser und kommen weiter in Luv an. Trotzdem verlangt das Misfit keine besondere Technik beim ­Höhelaufen.
Kantenhalt bei Überdruck: Die Kante hält selbst bei mächtigem Überdruck. Böen werden eher in Bezug auf die Beschleunigung des pfeilschnellen Boards zum Problem – oder zur wahren Freude für Speed-Freaks.

Drehverhalten/Führung: Das Misfit fühlt sich auch beim Switchen relativ klein an. Auf kleinstem Radius und mit wenig Kraftaufwand lässt es sich auf dem Wasser drehen. Dabei behält man stets die Kontrolle, denn die Finnen geben sich beim Strömungsabriss gutmütig. In schnellen, engen Turns benötigt man dagegen mehr Technik und etwas Kraft, um das Board in der Spur zu halten. Das wird durch die enge Stance-Position nicht gerade einfacher oder braucht zumindest etwas Gewöhnung. Mit viel Zug auf der Kante gelingen dann sehr enge Turns mit hoher Agilität.

Springen: Der Absprung gelingt lobenswert einfach, denn das kleine Misfit verträgt enorm viel Querzug und lässt sich bis zur letzten Millisekunde halten. Das gelingt sogar mit erstaunlich geringem Krafteinsatz. Mit der hohen Anfahrtsgeschwindigkeit und ein wenig Technik kann man sich mit dem Misfit in enorme Höhen katapultieren. Die Landungen geraten auch aufgrund der Pads eher hart.

Fazit: Das neue Misfit fackelt ein Feuerwerk für jeden ab, der auf Tempo und ein leben­diges, skate-artiges Feeling steht und ein wenig Erfahrung und Technik mitbringt. Es wirkt in der Länge etwas klein, sodass wir es bei mittlerer Körpergröße eine Nummer größer fahren würden. Ansonsten ein echtes Spaßgerät für den Freeride-Einsatz.

Das Slingshot Misfit 2020 im Freeride-Test

TECHNISCHE DATEN:

Board-Länge: 137 cm        

Breite Tipps: 27,0 cm

Rocker: 3,7 cm        

Finnen: 4 cm

Stance-Optionen: 3      

Duckstance einstellbar: stufenlos

Das Slingshot Misfit 2020 im Freeride-Test
Das Slingshot Misfit 2020 im Freeride-Test

Preis:

788 EUR inkl.Straps/Pads

Gut / Weniger Gut

  • hohe Agilität und Geschwindigkeit
  • enge Radien in den Turns

  • enger Stance, wirkt etwas klein

Weitere Produkte im Test:

Cabrinha Spectrum, Deluxe Freeride, Duotone Select, F-One Trax HRD LT, Gaastra Watts, Goodboards Snake, Liquid Force Legacy, Anton Free.K LTD.

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