RRD hat den Passion MK10 mit mehr Power ausgestattet. Wir waren bisher von seiner spielerischen Leichtigkeit begeistert. Bekommt er beides unter eine Kappe?

RRD hat bereits letztes Jahr mit dem Passion MK9 die Herzen einiger Tester erobert. Besonders im Freeride-Wave-Test konnte der Italiener überzeugen. Nun positioniert RRD den Passion aber als „einen Kite, der alles kann“. Das impliziert eben auch gute Freeride-Leistungen. Also muss sich der Passion auch mit den Big-Air-Kanonen Rebel und Co in der Luft messen – da ließ der MK9 buchstäblich noch Luft nach oben. Um das zu ändern, will RRD dem Passion MK10 eine höherer Reaktivität, mehr Stabilität und insgesamt mehr Performance über einen vergrößerten Windbereich ins Tuch geschneidert haben. Die Tips des Passion sind nun offener gestaltet. Zudem wurde die Bridle durch eine Umlenkrolle nahe an der Leading Edge ergänzt. Das soll laut RRD die kleine Boost-Schwäche beim Springen ausmerzen. Wir durften den Passion erstmals bei der Präsentation auf Sardinien an den Haken nehmen und waren gespannt!

Flugstabilität:

In Bezug auf die Stabilität hat der Passion nichts verlernt. Beim MK9 hatten wir nichts zu nörgeln, beim MK10 ebensowenig. Der Kite steht gut ausbalanciert in der Luft und produziert kein ungewünschtes Eigenleben in Form von Front- oder Backstalls. Selbst der böige Wind, der den ein oder anderen Konkurrenten zur Verzweifelung getrieben hat, lässt den Passion unbeeindruckt in der Luft stehen. Nichts scheppert, nichts flattert. Top!

Bargefühl:

Der Passion ist nicht so knackig hart abgestimmt, das kennen wir vom Vorgänger. Beim neuen Passion fällt die Spürbarkeit zwar noch gut aus, doch muss man sich kurz an den optimalen Zugpunkt herantasten. Aktuell ist es allerdings bei vielen Dreistrutern ähnlich: Der Zugpunkt baut sich etwas langsamer auf und ist nicht mehr so knackig positioniert. Da schwingt vielleicht der Komfortgedanke mit. Für unseren Geschmack könnte das Feedback dennoch etwas direkter ausfallen. Der Kite liegt weich in der Hand, vermittelt aber satten Zug. Beim Zwölfer liegen die Haltekräfte im oberen Mittelfeld.

Flug- und Drehverhalten:

Je nach Windstärke benötigt der Passion einen definierten Lenkeinschlag, damit er die Flugkurve sauber und rund durchzieht.Der Kite dreht bei Bedarf recht eng über die Mitte, seine Drehgeschwindigkeit liegt im Mittelfeld. Der höhere Grundzug im Vergleich zum Vorgänger scheint mit leichten Einbußen bei der spielerischen Leichtigkeit erkauft zu sein. Mehr Muskelmasse, etwas weniger Grazie, lautet die neue Gleichung. Dennoch kann der Passion nach wie vor mit einem sehr einfachen Handling punkten, das auch unbedarfte Einsteiger vor keine Rätsel stellt. Gerade bei den Sheet-Go-Eigenschaften, also der Dosierung über das Anpowern der Bar, macht sich der höhere Grundzug positiv bemerkbar. Komplett depowert, das haben wir beim Foilen herausgefunden, nimmt die Leinenspannung stark ab. Darunter leidet die Steuerbarkeit. Auf dem Twintip ist das jedoch nicht weiter dramatisch, da über den Kanteneinsatz jederzeit wieder Leinenspannung aufgebaut werden kann.

Flugleistung:

Der höhere Grundzug spielt nun in der Topgruppe mit, wird allerdings noch vom Rally überragt. Auch beim Passion gilt nun: Kite herunter und los geht es. Der Zug wird sanft und kontrolliert aufgebaut. In Böen schiebt er zwar an, allerdings erfolgt die Kraftzunahme sanft gedämpft und nicht ruppig. Auf dem Amwindkurs fliegt er etwas hinter der Spitzengruppe. Die Kappe steht tiefer im Windfenster, vergleichbar mit dem Naish Pivot. Hier ist etwas Druck über die Boardkante notwendig, um die maximale Höhe herauszuholen. Beim Lowend kann er seinen ganzen Druck ausspielen: Der Zwölfer geht bei etwa zehn Knoten los (75 Kilogramm, großes Twintip). Der Abstand beim Angleiten zu Rebel und Rally ist klein, doch laufen die bei wenig Wind besser Höhe. Hier hilft eine saubere Kantentechnik oder ein winziger Zupfer am Adjuster, um den Anschluss an die Konkurrenz zu halten. Sinuskurven fühlen sich rund an und werden gut in Vortrieb umgesetzt. Bei Überpower bietet der Passion ordentliche Reserven. Der Adjuster schluckt einen Großteil der überschüssigen Energie, den Rest muss das hintere Bein über die Kante kontrollieren. Angenehm: Der Kite entwickelt hier kein Eigenleben und steht solide. Downwind auf dem Foil oder in der Welle ist es ganz praktisch, dass der Kite etwas tiefer und stabil im Windfenster steht. Er driftet artig mit und generiert noch leichten Zug.

Sprungeigenschaften:

Hier konnte der Passion definitiv zulegen. Der neue geht höher hinaus und bietet mehr Hangtime als sein Vorgänger. Doch geht es nicht ohne etwas Sprungtechnik. Wer die Kante nicht einzusetzen weiß, produziert Hüpfer anstatt Höhenflüge. Im Vergleich zum Bandit fehlt ihm etwas Explosivität beim Absprung. Dafür steht der Passion ruhiger in der Luft. Überrascht waren wir beim ersten Test während des RRD-Meetings auf Sardinien, wieviel Zug der neue Passion in Loops aufbaut. Die Höhe ist solide und der Leeversatz nicht brachial, aber beim ersten Loop kam deutlich mehr, als wir vom Passion erwartet hätten.

Fazit:

Optisch und technisch ein sehr gelungener Kite, der insgesamt besser performt als sein Vorgänger. Unkompliziert im Handling, ausgewogen und fehlerverzeihend in seinem Flugverhalten.

Grössen / Preise

05,0 qm: 1.099 EUR
07,0 qm: 1.209 EUR
09,0 qm: 1.339 EUR
10,5 qm: 1.439 EUR
12,0 qm: 1.529 EUR
13,5 qm: 1.599 EUR
15,0 qm: 1.699 EUR
17,0 qm: 1.799 EUR

Bar / Preise

Global Bar V8.2: 529 EUR

Gut / Weniger Gut

  • Hoher Grundzug
  • Einfaches, fehlerverzeihendes Handling
  • Höhelaufen
  • Indirekte Rückmeldung

Flugeigenschaften

Halte- u. Lenkkräfte
Lenk- u. Drehverhalten
Einsatzgebiet

Hersteller-Clip