Airush bringt den brandneuen Lift heraus und will damit endlich auch – oder wieder – im Segment der Big-Air- und Hangtime-Kites mitspielen. Der Name ist kein unbekannter, aber mit dem Vorgänger aus grauer Vorzeit hat der neue Lift nichts mehr gemein.

Airush bringt mit dem Lift eine spannende Neuerscheinung, wobei der Name nicht neu ist: Den Kite gab es schon einmal in grauer Kite-Vorzeit, nun wurde er nach 13 Jahren reaktiviert. Allerdings hat der neue Lift mit dem alten so viel gemein wie eine Telefonzelle mit einem iPhone. Nur der Einsatz­be­reich bleibt derselbe: Big-Air-Performance und Hangtime. Dafür bedient sich Airush-Designer Mark Pattinson der guten alten Fünf-Strut-Plattform, die das Gerüst für den gestreckten Kite mit verhältnismäßig ho­her Aspect Ratio bildet. Die Kappe ist relativ weit geöffnet und verläuft gepfeilt mit runden, sich verjüngenden Tips – ein typischer Perfor­mance-Freeride-Shape. Technisch setzt Airush auf seine bewährte Load-Frame-Tech­nologie, die der Kappe mehr Stabilität und eine bessere Kraftverteilung im Tuch ermöglichen soll. Als Flugtuch wird Technoforce D2 Double Ripstop von Teijin vernäht. Die Konstruktion wirkt hochwertig verarbeitet und weist an allen beanspruchten Stellen Verstärkungen aus Kevlar oder Polyurethan auf. Besonderheit in Bezug auf die Bar: Der Lift lässt sich in zwei Modi fliegen, entweder mit hohem Y oder tiefem V. Die Geometrie der Front-Leinen kann über einen separaten Splitter eingestellt werden und beeinflusst das Handling sowie das Drehverhalten. Da uns von Airush das Setting mit hohem Y emp­fohlen wurde, bezieht sich der folgende Test auf ebendiese Einstellung.

Flugstabilität:

Sobald der Lift in die Luft aufsteigt, wird klar, dass dieser Kite für viel Wind gebaut wurde. Das bedeutet keineswegs, dass er bei wenig Wind aus dem Himmel kippen würde – im Gegenteil. Aber man spürt sofort das steife Gerüst der Kappe, die wie angenagelt am Himmel steht. Die Tuchspannung ist ausgesprochen hoch, sodass das Profil keinerlei Faltenbildung aufweist. Selbst voll depowert wackelt und raschelt so gut wie nichts. Böige Bedingungen können ihm nichts anhaben und Backstall-Tendenzen waren ihm nur minimal im untersten Windbereich zu entlocken.

Bar-Gefühl: 

Der Lift ist auf der Bar sehr direkt abgestimmt. Man spürt sofort die präzise Rückmeldung und der Kite liegt ruhig in der Hand. Schon mit geringen Lenk­ein­schlägen lässt er sich fein dirigieren, sodass man nicht wie ein Wilder an der Bar reißen muss, um den Kite zu einem Turn zu überreden. Die Steuerung erfolgt hier über den oft zitierten kleinen Finger. Dennoch gehört der Lift nicht zu den Sensibelchen, die nach der kleinsten Übersteuerung anfangen zu bocken. Insgesamt ist die Lenkung sportlich, straff und gleichzeitig harmonisch abgestimmt. Sowohl Lenk- als auch Haltekräfte liegen im angenehmen mittleren Bereich. Sein Zugpunkt ist knackig definiert und je­derzeit gut spürbar, sodass man intuitiv weiß, wie der Kite geflogen werden will.

Unterseite des Airrush Lift

Flug- und Drehverhalten:

Solch gestreckte Shapes neigen ja häufig zu einem eher ge­mütlichen Drehverhalten. Der Airush überlistet zwar nicht die Grenzen der Aerody­na­mik, dennoch gehört er zu den agileren Hang­time-Kites und fühlt sich damit deutlich kompakter an, als die Kappe eigentlich ist. Der Lift dreht sauber und rund in mittleren Radien. Wer ihn scharf einlenkt, zwingt ihn sogar in – für diese Kite-Klasse – erstaunlich enge Radien. Die Fluggeschwindigkeit ist durchweg hoch, sodass er in Summe besonders Kiter anspricht, die auf Agilität und Präzision gesteigerten Wert legen.

Flugleistung:

Typisch Fünf-Strutter verfügt auch der Lift über einen enorm großen Wind­bereich. Allerdings merkt man, dass der Shape eher auf höhere Windgeschwindigkeiten ausgelegt ist, denn im High End bietet er deutlich größere Reserven als im Low End. Dennoch ist der Grundzug solide. Angenehm ist der geringe Querzug. Er fliegt ohne nennenswertes Zutun weit an den Wind­fensterrand und produziert gleichmäßigen Vortrieb, ohne zu stottern. Über die Bar lässt er sich durch sein ausgeprägtes Sheet-and-go-Vermögen einfach dosieren. Überzieht man ihn bewusst, lässt er sich so auch auf Wunsch abbremsen, ohne sofort den Rückwärtsgang einzulegen. Wer will, kann ihn über Sinuskurven gut beschleunigen, um im unteren Windbereich noch den ein oder anderen Knoten herauszuholen. Seine Depower arbeitet auf kurzem Weg linear und exakt. Selbst weit depowert ist die Reaktivität noch ausreichend, um Lenkbefehle mit nur leichter Verzögerung aufzunehmen. Lediglich bei voll gezogenem Adjuster und der Bar am oberen Anschlag wird es naturgemäß merklich träger. Höhelaufen gelingt mit dem Lift im Automatikmodus. Das erledigen sein effizientes Profil und der geringe Querzug mühelos. Drückt man auf der Gerade den Gashebel auf den Tisch, kommt seine sportliche Charakteristik zur Geltung und man kann die Finnen zum Glühen bringen.

Springen:

Dank der hohen Fluggeschwindigkeit und seiner direkten Steuerung findet man intuitiv den perfekten Absprungmoment. Beim Zurückfliegen produziert der Kite wenig Querzug, sodass der Absprung auch ohne viel Schmalz in den Oberschenkeln einfach gelingt. Dabei agiert er sogar recht fehlerverzeihend, denn der Sweet Spot beim Absprung ist angenehm groß. Ein ­Tester lobt: „Damit kann man es richtig krachen lassen. Irgendwie gelingt jeder Trick auf ­Anhieb.“ Selbst wer den Takeoff komplett vergeigt, steht nur durch Anziehen der Bar solide in der Luft. Zwar kann er im Loop nicht mit dem deutlich schnelleren Bandit mithalten, dennoch dreht gerade der kleinere Lift die Kreisel mit dosierbarem Leeversatz sauber und rund durch, sodass auch Loop-Einsteiger nicht überfordert werden.

Fazit:

Direkter, kerniger Kite, der viel Leistung bietet, aber dennoch unkompliziert zu fliegen ist. Einsteiger werden zwar nicht überfordert, doch sollte man die nötigen Skills mitbringen, um das enorme Potenzial des Lift abrufen zu können. Zielgruppe: Big-Air-Junkies und sportliche Freerider.

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Der Airrush Lift im Test
Testnoten für den Airrush Lift

Grössen / Preise (Kite only)

7,0 qm: 1.339 EUR
8,0 qm: 1.399 EUR
9,0 qm: 1.449 EUR*
10,0 qm: 1.499 EUR
12,0 qm: 1.619 EUR*
14,0 qm: 1.749 EUR
17,0 qm: 1.869 EUR

*getestete Größen

Bar / Preise

Progression Bar V3: 469 EUR
Cleat Bar V4 (50-60 cm): 619 EUR*
Access Bar V2: 579 EUR

*getestete Bar

Gut / Weniger Gut

  • intuitives, direktes Handling
  • einfaches Sprungverhalten
  • -

Flugeigenschaften

Halte- u. Lenkkräfte
Lenk- u. Drehverhalten
Einsatzgebiet

Der Lift im Performance-Freeride-Test

Weitere Kites im Test der Ausgabe 4/20:
F-One Bandit 2021, Crazyfly Hyper 2021 und Ozone Edge v10

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Hersteller-Video zum Produkt:

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