Der Neo zählt zu den Multitalenten: Welle, Freeride, Foil – sogar bei Einsteigern ist er beliebt. Gleichzeitig setzt er enorme Power frei – zu viel für die Welle?

„Mindestens eine Größe kleiner wählen“, so empfiehlt es Duotone den Neo-Kunden. Der Kite hat sich einen Ruf als leistungsstarker und gleichzeitig vielseitiger Wave-Kite erarbeitet. Bei der Entwicklung hat Designer Ken Winner auf ein möglichst breites Einsatzgebiet Wert gelegt. Seine Power prädes­ti­niert den Neo neben der Welle auch für den Freeride-Einsatz. Sogar zum Foilen und in der Schulung wird der Neo eingesetzt. Weil unterschiedliche Größen aber schlecht mit­einander vergleichbar sind, haben wir uns für einheitliche Testgrößen entschieden und den Neo in sieben, neun und elf Quadratmetern geordert, wobei sich die Ergebnisse auf den Siebener und Neuner konzentrieren. Bei der Ausstattung setzt auch Duotone auf Ein­stell­optionen. Das Adaptive Tip bietet zwei unterschiedliche Settings mit einem gelben und einem blauen Knoten. Blau ist das här­te­re, direkte Setting, Gelb bedeutet eine etwas softere, reaktivere Einstellung. Außerdem kann man an der Bridle zwischen einem High- (Knoten zwischen der schwarzen und blauen Markierung) und einem Medium-Depower-Setting (Knoten zwischen der gelben und schwarzen Markierung) wählen. Das Medium Setting ist auf ein runderes Drehver­hal­ten und verbesserte Drift-Eigenschaften ausgelegt. An den Shape der Kappe hat Winner für 2019 moderat Hand angelegt: Der Bogen der Leading Edge wurde leicht abgeflacht, was Backstalls entgegenwirken soll. Zudem wurde die Position der Bridle-Punkte aufgrund der größeren Leading-Edge-Segmente leicht modifiziert. Die Leading Edge ist nun leicht verstärkt und das Profil etwas tiefer geschnitten. Damit will Duotone die Wave-Eigenschaften des Neo stärker artikulieren.

Flugstabilität:
Bei der Flugstabilität kann der Neo noch etwas zulegen. Der Kite hängt, egal in welchem Setting und bei welchem Wind, völlig neutral in der Luft. Das Profil steht sauber und stallt nicht im Geringsten. Die Kappe fühlt sich steif an. Gefühlt liegt die Steifigkeit zwischen dem Section und dem Drifter, wobei die Unterschiede nur Nuancen ausmachen. Insgesamt vermittelt der Neo durch seine hohe Stabilität sofort Vertrauen und Sicherheit.

Bargefühl:
An der Bar fühlt sich der Neo leicht gedämpft und mehr auf Komfort getrimmt an als der ­ultra­direkte Section. Die Halte- und Lenk­kräf­te liegen etwas über dem Durchschnitt der Vergleichsgruppe, jedoch absolut im angenehmen Bereich. Gleichzeitig liefert der Kite überaus präzises Feedback. Die Bar liegt auffallend ruhig in der Hand, Stöße und Vibrationen dämpft der Neo nahezu voll­ständig. Dazu verfügt er über einen sehr großen Sweet Spot. Man spürt den Zugpunkt gut, doch auch ein paar Zentimeter darüber oder darunter fühlt er sich noch gut an. Wer bei kabbeligen Bedingungen mit den Armen rudert wie ein Rodeo-Clown, wird den Neo kaum aus der Ruhe bringen. Lediglich die Click Bar sorgte erneut für gemischte Gefühle bei den Testern. Der extrem lange De­power-­Weg ist in der Welle überaus hilfreich. Doch bei eingeschlagener Bar flutscht der Bar-Holm nicht so flüssig über den Depower-Tampen wie bei anderen Bars, was hin und wieder stört.

Flug- und Drehverhalten:
Der Neo verlangt einen definierteren Lenkimpuls, denn er reagiert nicht so direkt auf mi­nimale Steuerbefehle wie der Section oder Bandit. Dennoch ist die Steuerung sehr intuitiv. Er dreht sauber und sehr rund in mittle­ren Radien, gehört aber nicht zu den schnells­ten Wirbelwinden im Test. Kräftig und zu­gleich harmonisch erfolgt der ­Zugaufbau.

Flugleistung:
Hier bewahrheitet sich die Ansage von Duo­to­ne: Der Neo hat Power. Siebener und Neuner bieten den höchsten Grundzug im Testfeld. Ob man ihn deshalb eine Nummer kleiner fliegen muss, ist Geschmacksache. Denn in Kombination mit der Click Bar bietet er so üppige Depower, dass er sich nahezu tot stellen lässt. Dazu kommen seine ausgeprägten Sheet&Go-Eigenschaften, die die Beliebtheit des Neo auch bei Freeridern erklären. Beim Höhelaufen liefert er bei verblüffend wenig Querzug mit die besten Ergebnisse. Nur im absoluten High End sollte man mit dem Neo dosiert agieren – oder auf dem Direc­tional doch eine Größe kleiner wählen, um den Zug mit den Finnen im Zaum halten zu können.

In der Welle:
In der Welle punktet er durch sein unkom­pli­zier­tes Handling. Der Drift ist gut, wenngleich einige Wave-Spezialisten hier noch länger und einfacher ohne Korrekturen mitfliegen. Aus dem Drift heraus ist er sofort wieder ansprechbar. Auch mitgelenkt gibt der Neo durch sein rundes Flugverhalten eine gute Figur ab. Er erfordert lediglich etwas mehr Kraftaufwand und stärkere Lenkimpulse, um ihn auf Touren zu bringen. Loops sollten mit Bedacht eingesetzt werden, denn die Kraftentfaltung ist überdurchschnittlich hoch. Je nach Windrichtung muss man die komplette Depower ausnutzen, um nicht aus der Welle gezogen zu werden. Oder – und da haben wir es wieder – man fliegt eine Größe kleiner. Ins­gesamt eine ausgewogene, solide Per­for­mance, mit der fast jeder auf Anhieb klarkommt. Nur die Filigran-Techniker, die sehr agile Kites mit geringen Bar-Kräften bevor­zugen, empfanden den Neo als etwas träge.

Fazit:
Der Neo schafft den Spagat zwischen einem vollwertigen Wave-Kite und einem vielsei­ti­gen Allrounder mit Bravour. Dazu ist er besonders einfach zu fliegen und liefert enorme Power. Nur die Spritzigkeit fehlt ihm ein wenig. Doch das kann man kompensieren, indem man ihn eine Nummer kleiner fliegt.

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Grössen / Preise

3,0 qm: 959 EUR
4,0 qm: 1.029 EUR
5,0 qm: 1.099 EUR
6,0 qm: 1.169 EUR
7,0 qm: 1.229 EUR
8,0 qm: 1.309 EUR
9,0 qm: 1.379 EUR
10,0 qm: 1.449 EUR
11,0 qm: 1.529 EUR
12,0 qm: 1.599 EUR

Bar / Preise

Trust Bar Quad Control: 498,90 EUR

Click Bar Quad: 659,90 EUR

Gut / Weniger Gut

  • großer Einsatzbereich (auch Freeride)
  • fehlerverzeihendes Handling
  • kraftvoll mit hoher Depower
  • Click Bar manchmal schwergängig

Flugeigenschaften

Halte- u. Lenkkräfte
Lenk- u. Drehverhalten
Einsatzgebiet

Weitere Wave-Kites im Test:

Cabrinha Drifter

Core Section 2

F-One Bandit

Gaastra IQ

Liquid Force Wow v4

Naish Slash

RRD Religion MK 9

Slingshot SST

Den kompletten Test mit allen Modellen findet Ihr in KITE Ausgabe 1/19 hier!

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