Slingshot liefert mit dem SST einen der kraftvollsten Wave-Kites. Sein guter Drift, das agile Handling und die direkte Steuerung zeichnen den Wirbelwind aus.

Der SST v.5 von Slingshot in der Welle

Slingshot-Chef-Designer Tony Logosz hat den SST in seiner fünften Auflage nochmals überarbeitet. Auffälligste Neuerung: Das komplette Flugtuch wurde durch ein neues 4×4-Ripstop-Material aus dem Hause Teijin ersetzt. Die insgesamt acht Ripstop-Fäden, die das Tuch durchziehen, sollen den Kite stabiler und langlebiger machen. Dazu soll es die Flugstabilität insbesondere in böigen Bedingungen verbessern. Der Shape ist weiterhin auf einer kompakten Open-C-Plattform mit drei Struts aufgebaut. Die wenig herun­ter­gezogenen Tips fallen breit und leicht abgerundet aus, die Leading Edge ist typisch Wave-Kite stark gerundet. Praktisch ist die ultra­kurze IRS Bridle. Sie wurde so konzipiert, dass sie sich im Falle eines Waschgangs nicht um die Tips wickeln kann. Anstatt Pulleys kommt ein Gummizug zum Einsatz. Der Trimm lässt sich über die Pigtails der Front- sowie der Backleinen über jeweils drei Knoten einstellen. Ansonsten hinterlässt der SST einen überaus solide verarbeiteten Eindruck mit einer Vielzahl von Patches und Verstärkungen sowie gedoppelten Nähten in den besonders beanspruchten Bereichen. Der Rahmen aus Fronttube und Struts ist, auch wieder typisch Slingshot, mit einem relativ großen Durchmesser gestaltet, sodass der Kite eine erhöhte Stabilität und mehr Steifigkeit bekommt. Ein Lob unserer Tester hat sich auch die neue Kite-Tasche verdient, die viele praktische Einzeltaschen und zusätzlichen Stauraum fürs Equipment bietet.

Flugstabilität:

Das spürt man sogleich in der Luft. Der SST steht sauber, satt und solide am Himmel. Durch den steifen Rahmen fängt der SST selbst in stark böigen Bedingungen nicht an zu wabbeln. Das Profil arbeitet sauber über alle Anstellwinkel hinweg und der Kite zeigt keine Dellen oder nennenswertes Rascheln im Tuch. Stalls konnten wir ihm ebenfalls nicht nachweisen, also alles im grünen Bereich.
Bar-Gefühl: An der Bar fühlt sich der SST überaus satt an. Das liegt an der äußerst di­rek­ten Abstimmung, die gerade mit den kürzeren 20-Meter-Leinen noch stärker zur Geltung kommt. Montiert man die Extensions, wirkt er einen Hauch gedämpfter, bietet aber immer noch sehr gutes Feedback. Dazu liegt die Bar angenehm ruhig in der Hand. Für den SST sind mittlere Haltekräfte und etwas geringere Lenkkräfte nötig. Schön definiert und gut fühlbar ist der ausreichend groß bemessene Sweet Spot. Einziger kleiner Kritikpunkt an der Bar: Stark depowert wickelt sich der Adjuster gerne mal um den Depower-Tampen, den Bar-Holm oder um die Steuerleinen. Er kann zwar mit einem Magnet fixiert werden, doch ist der leider etwas zu schwach auf der Brust, um den Tampen dauerhaft zu fixieren.

Unterseite des SST v.5 von Slingshot

Flug- und Drehverhalten:

Kraftvoll, agil, aber homogen dreht der SST in frei wählbaren Radien. Er dreht eher über die Tips und tellert nicht, das sorgt für eine homogene Kraft­ent­fal­tung. Auf Wunsch lässt er sich mit etwas mehr Bar-Einschlag auch in sehr enge Turns zwingen. Die Fluggeschwindigkeit liegt im oberen Mittelfeld. Bei stärkerem Wind sollte man die Loops nicht zu groß ansetzen, denn dann produziert der SST recht deftigen Bums. Gerade mit der kurzen Bar bietet die direkte Lenkung Sportlenkrad-Feeling. Gleichzeitig punktet er mit seiner intuitiven Steuerung.

Flugleistung:

Das Low End variiert mit der Leinenlänge. Zwar gefällt uns das Handling mit den 20-Meter-Strippen besser, doch bei wenig Wind sollte man die Extensions einbauen. Grundsätzlich zählt der SST eher zu den kraftvolleren Kites in diesem Segment. Mit hohem Grundzug und seinem steifen, stabilen Skelett spricht er auch Schwergewichte an. Dafür ist im High End oder mit zu wenig Kilos auf den Rippen etwas früher Schluss. Er ist zwar über die linear arbeitende Depower gut dosierbar, lässt sich auch weit de­powert noch gut steuern, doch ist der ausreizbare Grenzbereich im High End kleiner als bei Bandit S, Section oder Neo. Das Hö­he­laufen hängt vom Trimm ab. Stellt man ihn so ein, dass er etwas tiefer im Windfenster sitzt, braucht es zwei Schläge mehr, bis man wieder am Peak angelangt ist. Mit etwas kürzeren Centerleinen wandert er weiter an den Windfensterrand und läuft ordentlich Höhe.

Wave-Performance:

In grantigen Kapstadt-Bedingungen muss der hohe Grundzug selbst beim Fünfer erst mal gemanagt werden. Wer gerne angepowert und mitgelenkt surft, sollte ihn mit Bedacht durchs Windfenster scheuchen. Er produziert zwar nicht ganz so brachiale Power wie der Religion und schießt auch nicht so aggressiv vorwärts, doch kann er unachtsame, leichte Piloten in Böen schon mal vom Brett befördern. Schwere Kiter können die Power dagegen voll auskosten. Wei­terer Vorteil: Man kann ihn eher in kleineren Größen fliegen. Das sollte man speziell bei Side-off-Bedingungen ohnehin tun, um nicht aus der Welle gezogen zu werden. Im Drift weiß er zu überzeugen. Er schwebt stabil mit, erfordert keine Korrekturen und lässt sich verzögerungsfrei wieder ansprechen. Gerade bei Side-on-Bedingungen kann er seine Agilität und den guten Drift voll ausspielen. Er schwebt superlange mit und lässt sich danach sofort wieder radikal einlenken. Hier hilft ihm sein tiefer Stand im Windfenster.

Fazit:

Sportlich, agil, kraftvoll, aber dennoch einfach zu fliegen präsentiert sich der SST in seiner fünften Generation. Gerade in Kom­bi­na­tion mit der kurzen Bar und 20-Meter-Lei­nen ist das Set-up durchaus gelungen. Er bietet durch seinen tieferen Stand im Windfenster satte Stabilität und enormes Drift-Po­tenzial. Nur wer es nicht zu kraftvoll mag oder zu den Fliegengewichten zählt, fliegt ihn entweder eine Nummer kleiner oder greift zur sanfteren Konkurrenz.

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Seitenansicht des SST v.5 von Slingshot
Testnoten für den SST v.5 von Slingshot

Grössen / Preise (Kite only)

4,0 qm: 1.049 EUR
5,0 qm: 1.119 EUR*
6,0 qm: 1.169 EUR
7,0 qm: 1.219 EUR*
8,0 qm: 1.269 EUR
9,0 qm: 1.369 EUR
10,0 qm: 1.409 EUR
12,0 qm: 1.529 EUR

*getestete Größen

Bar / Preise

Compstick Guardian (17″, 20″, 23″): 489 EUR
Compstick Sentinel (17″*, 20″*, 23″): 489 EUR*

*getestete Bar

Gut / Weniger Gut

  • gutes Low End (mit langen Leinen)
  • präzise Rückmeldung (mit kurzen Leinen)
  • limitiertes High End (für leichte Fahrer)

Flugeigenschaften

Halte- u. Lenkkräfte
Lenk- u. Drehverhalten
Einsatzgebiet

Der SST im Wave-Test

Weitere Kites im Test: Airush Wave V9, Nuotone Neo, Core Section 3, F-One Bandit S, RRD Religion Y25, Cabrinha Drifter, Naish Slash, North Carve
Jetzt den kompletten Test in Ausgabe 01/20 im E-Paper oder in der App hier lesen!

Hersteller-Video zum Produkt

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